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Erfahrungsberichte: Kleidung, Als Mann, über 20, als Ausgleichssport, ...

geschrieben von Volker  am  um 20:39:49
Hallo

ich bin inzwischen 24, bald 25, und studiere schon seit einigen Jahren. Während meines Studiums habe ich im Rahmen des Hochschulsports an den Ballett-Anfängerkursen teilgenommen haben die der Hochschulsport Köln kostenlos anbietet (an anderen Hochschulen wird auch Ballett angeboten, teilweise jedoch gebührenüflichtig).

Jetzt zu meinen Erfahrungen:

Die Frage die jeden Anfänger quält: Was ziehe ich an. Socken, eine eng anliegende dehnbare Hose und ein eng anliegendes T-Shirt reichen zum ausprobieren allemale. Die Bewegungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden, jedoch sollten Haltungsfehler sichtbar sein.Wer sich von anfang an vornimmt, die Sache ernsthaft anzunehmen sollte statt mit Socken direkt mit Ballettschläppchen anfangen. Das Geld ist auch keineswegs rausgeschmissen, die Schuhe sind sowas von superbequem, daß man sie nachher garnicht mehr ausziehen will, notfalls sind sie als Hausschuhe oder auf Reisen auch noch gut zu gebrauchen (sehen schick aus und passen garantiert in jeden Koffer, platzsparender als Adiletten oder Hauspuschen).Ich hatte halt vor, das ganze zumindest ein Semester lang durchzuziehen und hab mir direkt in einem Ballett-Shop Ballettschläppchen gekauft, und ich habs nicht bereut. Die Sohle ist ja extra abgestimmt und bietet einen guten Kompromiss zwischen gleiten wie beim battement oder einer Piruette und Rutschfestigkeit. Auf Socken rutscht man doch schon ziemlich. Bösester Fehler: Die billigen Gymnastikschläppchen, die mit Ledersohle rutschen übelst, und die mit Gummisohle rutschen garnicht was zu äußerst lustigen, aber falschen Bewegungsabläufen führt. Also wer noch Gymnastikschläppchen im Schrank liegen hat kann sie dort liegen lassen und macht die erste Stunde lieber auf Socken.

Tip für Ballettschuh-Neulinge (das wird man aber euch im Geschäft sicher auch sagen): Die Schuhe sind nicht auf eine Fußseite festgelegt sondern in der Sohlenmitte spiegelsymmetrisch. Man kann neue Schuhe also anziehen wie rum man will. Sich irgendwie eine Seite zu markieren macht jedoch Sinn weil sich das Material mit der Zeit ausdehnt und an die Fußform anpaßt und die Schuhe dann sehr wohl auf eine Seite festlegt.

Ich hab mir also was gesucht, was zweckmäßig ist und nicht allzu schwul aussieht und bin bei einer schwarzen Leggins, schwarzen Ballettschläppchen aus Leder und einem T-Shirt gelandet und los gehts.

Ballett anfangen im hohen Alter?Kein Problem. Warum bieten z.B. die meisten Hochschulsport-Organisationen für Studenten/Studentinnen Ballett in allen Größenordnungen (Anfänger, fortgeschrittene, Repertoire, Spitze, ...) an? Alle Studenten sind ja zumindest mal volljährig, also muß man auch mit über 18 noch anfangen können. Auch die meisten Ballettschulen sollten genug solcher Erwachsenen-Anfänger-Kurse anbieten.

Man wird sicher kein Profitänzer mehr (darauf hab ich es auch garnicht abgezielt, ich tanze eh eigentlich garnicht gern, nur Ballett hats mir angetan, und die Anfänger-Kurse haben mit "Tanz" noch fast garnichts gemein). Mit etwas Glück und viel Einsatz kann aber selbst aus einer Tanzkarriere unter Umständen noch was werden, aber darüber philosophieren lieber die, die auch auf eine solche abzielen.

Wie bei allen Sportarten gilt aber, bei eventuellen Problemen mit Gelenken oder Rücken vorher Rücksprache mit einem Arzt halten, sonst steht unabhängig vom Alter dem Einsteieg nichts im Wege.

Ballett als Mann:Etwas mulmig wars mir schon, die Kleidung mit der Leggins und den Schläppchen war mir doch nicht ganz geheuer. Aber in den ersten 5 Minuten war das Eis schon gebrochen, von denen, die schon mehrere Semester im Anfängerkurs feststecken, bis zu den absoluten Neulingen.

Die Mädels nehmen einen sehr freundlich auf, scheinen froh sein, auch den ein oder anderen Mann (zu Spitzenzeiten 3 Männer auf 25 Mädels) unter sich zu haben und scheinen das auch "süß" zu finden. Man darf nur keine Probleme haben, evtl. "süß" gefunden zu werden. Mir macht das nichts, Machos gibt es genug, und den harten Mann kann ich notfalls noch in genug anderen Lebenslagen raushängen lassen. Daß ich kein Weichei bin zeigt, daß ich inzwischen schon 3 aktive Semester lang mehr oder weniger (mehr weniger) anmütig die Übungen mitmache und immer noch nicht müde bin, denn Ballett sieht zwar elegant und zart aus, ist aber verdammt hart. Im Moment befinde ich mich leider in einer meiner stundenplanbedingten Pausen.

Man(n) braucht sich also keine Sorgen zu machen, die Atmosphäre ist offen und entspannt und Schläppchen (die wegen ihrer Form vielleicht wie Frauenschuhe wirken mögen) sind völlig normal - und wem das nicht gefällt der kann ja z.B. Jazz-Gymnastikschuhe zum schnüren anziehen die von der Sohle her den Ballettschuhen ähnlich bis identisch sind. Sehen neutraler aus, ich find Schläppchen aber bequemer.

Ballett als Ausgleichssport:Als Simone weiter unten wegen einem Einstieg ins Ballett gefragt hat ("Jetzt noch anfangen - peinlich?") und Heiko meinte es wäre als Ausgleichssport ungeeignet, da muß ich sagen, meine Erfahrungen sind da anders.

Gut, Ballett ist hart, verdammt hart, und man weiß nach jeder Stunde, was man getan hat und kann zumindest nach den ersten Stunden seine Knochen einzeln zählen weil jeder einzelne schmerzt. Aber das ist doch bei jeder Sportart so, die was bringt.

Als Ausdauersportart find ich es effektiver als joggen, der Puls bleibt ständig auf hohem Niveau, man kann sich aber weniger schnell überanstrengen als beim Joggen oder radfahren.

Und daß man mit jeder Stunde dehnbarer und flexibler wird und einen aufrechteren Gang, eine geradere Haltung und eine elegantere Bewegung bekommt versteht sich von selbst.

Und auch wenn es anstrengend ist sind die weichen Bewegungsabläufe (auch die schnellsten Bewegungen erfolgen nie abgehackt, alles läuft weich und flüssig) sehr entspannend.

Es kommt halt immer drauf an, wie man es angeht, mir macht es spaß und bringt für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden wie ich finde unheimlich viel, immer wieder im Anfängerkurs zu rotieren (mal ganz davon abgesehen, daß ich nicht der sportlichste bin und von einmal pro Woche ne Stunde und stundenplanbedingten Pausen noch lange nicht reif wäre für einen Fortgeschrittenen-Kurs).

Also egal ob man tanzen oder fit werden will, ob man Kind oder Erwachsener ist, im Ballett findet man für jeden Menschentypen und für jeden Zweck den richtigen Kurs.

Und gerade für die Männer ist das doch toll:Man tut was für seine Gesundheit, die Fitness und die gute Haltung und hat viele hübsche Mädels um einen rum die einen (fast) alle süß finden schon nur allein weil man mitmacht.

So, jetzt seid ihr dran? Kommentare? Meinungen? Eigene Erfahrungen?


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