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[i]Nach "nur" einem dreiviertel Jahr rief ich bei der Hochschule für Darstellende Kunst in Frankfurt an, und fragte an, ob es eine Möglichkeit gäbe, aus proffessioneller Sicht berurteilen zu lassen, ob ich Tänzerin werden könnte, obwohl ich erst so spät mit dem Balletttanzen angefangen habe. Der Mann am Telefon nannte mir Ort und Uhrzeit und ich fieberte dem Datum entgegen. Ich sagte ihm am Telefon allerdings auch, daß ich etwas mollig sei. Er meinte, daß sei gar kein Problem. Den Mut dorthinzugehen, obwohl ich erst neu angefangen hatte, bekam ich durch einige Erfolgserlebnisse, die ich in meinen Kursen hatte. Meine Mitschüler haben mir immer sehr gerne beim Tanzen zugesehen und ich war sehr gelenkig. Ballett war meine absolute Leidenschaft. Das Tanzen hat mich eine Disziplin leben lassen, von der ich vorher gar nicht wußte, daß ich sie besaß. Wenn ich nur die Musik hörte, bekam ich sofort Spannung in meinen Körper und habe Haltung angenommen. Ich konnte an manchen Nächten nicht einschlafen, weil mir Bewegungen und Figuren in den Kopf kamen und ich mir vorgestellt habe vor vielen Menschen zu tanzen. Ich war kein sehr selbstbewußter Mensch, aber bei Ballett konnte ich alle Ängste und Hemmungen fallen lassen. Teilweise hatte ich Schwierigkeiten, die Übungen während den Stunden zu "begreifen" aber wenn ich mir Ballette im Fernsehen angeschaut hatte, habe ich die Schritte auf einmal gefühlt. Der Tag dieser Prüfung rückte näher und ich hatte viel trainiert. Als ich dort ankam, merkte ich, daß es die Aufnahmeprüfung für die Hochschule war. Das hatte ich nicht gewußt, aber ich zog mich trotzdem um und ging an die Stange. Kurz bevor es anfing, kam ein Mann in den Raum und rief meine Nummer auf. Ich ging natürlich zu ihm. Es war ein echt komisches Gefühl. Mit einem amerikanischen Akzent sagte zu mir: "Tut mir leid, Du kannst nicht mitmachen" Mit großen Augen sah ich ihn an und fragte: "Aber warum denn nicht?" Er blickte mich empört an:"Warum??!! Wegen der Figur!!" Ich wußte, ich war mollig. Ich wog bei einer Körpergröße von 60cm ca. 61 Kilo. Aber ich war gut!!! Ich war talentiert und ich war dabei abzunehmen! Total demotiviert ging ich mich umziehen. Ich hatte seit drei Wochen aufgehört zu rauchen, aber das erste, was ich tat, als ich ins Auto von meiner Schwester stieg, war, mir eine Zigarette anzustecken. Es tat soooo weh. Meine ganzen Träume lagen in einem Haufen vor mir. Ich habe dann mit dem Ballett aufgehört, weil mich das so fertig gemacht hat. Einige Wochen nach diesem unerfreulichen Ereignis bekam ich einen Brief von der Hochschule, in dem stand, daß ich bei dieser Aufnahmeprüfung 7 Punkte bekommen hätte. Total verwundert rief ich dort an und wollte wissen, wofür ich die denn bekommen hätte. Schließlich habe ich keine einzige Übung mitgemacht. Der Mann am telefon erinnerte sich und dann bekam ich eine Unverschämtheit nach der anderen zu hören. Niemals wieder hat jemand gewagt, so mit mir zu sprechen. Der Mann sagte:"Daß sie es überhaupt gewagt haben mit dieser unmöglichen Figur zu so einer Veranstaltung zu kommen. Das wäre ja das allerletzte!" Und einiges mehr. Ich versuchte ihm zu erklären, daß es wohl ein Mißverständnis gegeben hätte, als ich das erste Mal dort angerufen habe, aber er ließ mich gar nicht zu Wort kommen, schrie mich nur an und legte dann auf. Ich war danach total baff und sprachlos.Da ich auch mit meinen Gelenken große Probleme hatte, habe ich das Tanzen dann komplett aufgegeben. Ich wünschte mir aber (fast) nichts mehr, als nochmal auf die Welt zu kommen und tanzen zu können.Schade, daß ich keine Chance bekommen habe.Viele Grüße an alle, die mich verstehen, Simone [/i]

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